Freundeskreis Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen - Mitglied der Bürgerzunft 1503 Tiengen e.V.
Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen

Spurensuche: Erwerbsleben der Juden

in Waldshut-Tiengen

Bei Recherchen in Personenstand-Registern (Kirchenbücher) aus dem 19. Jahrhundert ist bei den meisten Juden als Beruf „Handelsmann“ angegeben. Dieser Begriff umfasst vieles, vom Hausierer, der mit einem Tragegestell voller Waren zu Fuß übers Land zieht, über den Viehhändler, bis zum Aussteuerverkäufer, der mit dem Pferdefuhrwerk die Schwarzwaldhöfe abfährt. Daneben werden noch Metzger und Lehrer erwähnt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts lebt die jüdische Bevölkerung von Tiengen in eher ärm - lichen bis bescheidenen Verhältnissen. Nach der bürgerlichen Gleichstellung eröffnen viele der früher „fahrenden Händler“ feste Geschäftslokale und bringen es zu Wohlstand. Reiche Juden, ein verbreitetes Klischee, gibt es in Waldshut-Tiengen zu keiner Zeit. Erwerbsquellen der Juden in Waldshut-Tiengen im 19./20. Jahrhundert Handel mit … Aussteuer Möbeln Textilien Kleidung Nähzubehör (Kurzwaren) Schuhen Leder Sonstige Berufe:
Foto: Gebhard Kaiser
Bild: Gebhard Kaiser
Jüdisches Geschäftszentrum um den Marienbrunnen in Tiengen Anfang 20. Jahrhundert
Das jüdische Geschäftszentrum von TiengenAn der Einmündung der Zubergasse in die Hauptstraße steht der Marienbrunnen. Anfang des 20. Jahrhunderts entsteht um diesen herum ein jüdisches Geschäftszentrum. Im Umkreis von 30 Metern finden sich die Stallungen und Geschäftsräume des Pferdehändlers Ferdinand Schlesinger, das Möbel und Aussteuergeschäft der Gebrüder Bernheim, das Ledergeschäft Martin Guggenheim, das kleine Geflügelgeschäft von Hermann Guggenheim sowie das Textil- und Aussteuergeschäft S.H. Bernhein Sohn. Erweitert man den Umkreis auf 100 Meter, so kommen in der westlichen Hauptstraße noch das Schuhgeschäft von Julius Guggenheim sowie das Farbenhaus Julius Schwartz & Cie dazu.
Warum gab es in Waldshut-Tiengen keine jüdischen Akademiker?Erst nach der gesetzlichen Gleichstellung der Juden, welche im Großherzogtum Baden im Jahre 1862 erfolgte, war es diesen möglich, an Universitäten zu studieren. Nach dem Studium ließen diese sich meist in größeren Städten nieder. Auch die Waldshut-Tiengener Juden legten großen Wert auf eine gute Ausbildung ihrer Kinder und schickten diese, wenn möglich, auf die Höhere Bürgerschule oder später auf das Gymnasium in Waldshut. Einige davon übernahmen die Geschäfte ihrer Eltern, andere emigrierten in den Neunzehnhundertdreißiger-Jahren ins Ausland, bevor sie ein Studium aufnehmen konnten.
Lebensmitteln Farben und Zubehör Geflügel Pferden Vieh Fellen
Landwirt
Lehrer
Zahnarzt
Detaillierte Informationen zum Erwerbsleben der jüdischen Mitbürger in Waldshut-Tiengen finden Sie in der vom Freundeskreis jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen herausgegebenen Broschüre „Hausierer - Händler - Unternehmer“. Diese können Sie hier öffnen , herunterladen oder als Druckversion kostenlos bei der Touristinformation Waldshut oder dem Bürgerbüro in Tiengen beziehen.