Freundeskreis Jüdisches Leben Waldshut-Tiengen e.V.
 
 
 
 
 
  Jüdisches Leben in Waldshut-Tiengen
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Der jüdische Friedhof in Tiengen
 
 
  Für die Juden sind ihre Friedhöfe ganz besondere Orte. Sie sind gleichzeitig heilige Orte 
  des Lebens und der unantastbaren Totenruhe. Hier ruhen die Verstorbenen bis zur 
  Auferweckung am Ende der Tage, hier dürfen sie ungestört auf die kommende Welt 
  warten.
  Die Entstehung
  Um 1760 wird das Gelände an der Feldbergstraße von der Jüdischen Gemeinde Tiengen 
  zur Totenbestattung gepachtet. Das Grundstück liegt damals etwa 1km außerhalb der 
  Stadtmauer. Bis zur Zerstörung in der Pogromnacht 1938 werden auf diesem Friedhof die 
  Juden aus Tiengen und Umgebung bestattet.
  Die Zerstörung
  In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wird der Friedhof von den 
  Nationalsozialisten geschändet und zerstört.
  Die unbeschädigten Grabsteine werden an Steinmetze verkauft, die beschädigten zum 
  Bau einer Stützmauer im Seilerbergweg verwendet, die im Volksmund schon bald den 
  Namen „Schandmauer“ erhält.
  Nur die drei ältesten Steine bleiben erhalten. Sie sind von Gestrüpp überwuchert und 
  werden deshalb übersehen.
  Nach dem Krieg
  In der Mitte des Geländes, damals nur noch eine Wiese, wird 1946 eine Gedenkstele 
  errichtet. Auf dieser sind die Namen der Verstorbenen aufgelistet, die nachweislich auf 
  diesem Friedhof begraben wurden. Die Zahl der tatsächlich Bestatten ist jedoch wesentlich 
  größer.
  In Absprache mit der Jüdischen Gemeinde Basel und emigrierten Tiengener Juden 
  überführt die Jungkolpinggruppe im Jahr 2000 die Grabsteinfragmente der „Schandmauer“ 
  zurück auf den Friedhof. Da die ursprünglichen Standorte der Grabsteine nicht mehr 
  rekonstruierbar sind, wird daraus ein Mahnmal an der Nordseite des Friedhofes errichtet. 
  Bei der feierlichen Wiedereröffnung des Friedhofes im Jahr 2000 hält Ministerpräsident 
  Erwin Teufel die Gedenkrede und Kurt Guggenheim aus New York spricht das Kaddisch 
  (Totengebet).
  Friedhofsbesuch
  Den Friedhof finden sie in Tiengen, Feldbergstraße 14.
  Für den Zugang wird ein Schlüssel benötigt. Dieser ist erhältlich bei der Touristinfo 
  Waldshut (07751-833 200) und beim Bürgerbüro in Tiengen (07751-833 440). 
  Männer tragen beim Besuch eine Kopfbedeckung. Am Samstag, dem jüdischen Sabbat, 
  werden Friedhofsbesuche aus Respekt vor der Sabbatruhe unterlassen.
  Auf dem Friedhof informieren vier große Tafeln über  Geschichte, jüdische Friedhofs- und 
  Trauerkultur sowie über jüdische Grabsteine.
  Weitere Informationen finden sich in unserem Flyer zum jüdischen Friedhof.
  
 
  Die Schandmauer vom Seilerbergweg
 
 
  Foto: Gebhard Kaiser
 
 
  
 
 
 
  Das Mahnmal aus zerstörten 
  Grabsteinen
 
 
  Bild: Jüd. Zimmer/Klettgaumuseum
 
 
  
 
 
 
  Josef Guggenheim beim Gräberbesuch
  um 1930
 
 
  Bild: Jüd. Zimmer/Klettgaumuseum